Anonymität: Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „namenlos“. Eine Person ist anonym, wenn sie nicht identifiziert werden kann, wenn sie unerkannt bleibt. Anonym bleiben zu können, ist eine der beiden Bedingungen, die den öffentlichen Raum charakterisieren. Die andere Bedingung ist, dass er für jeden zugänglich ist.
Bahnhof: Ausgangspunkt für Reisen auf dem Schienenweg und halböffentlicher Raum. Zuständigkeiten im Gebäude sind unter den Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG verteilt. Sicherheit ist Sache der Bundespolizei. Differenzierte Bezeichnung richtet sich oft nach der Bauform (Kopfbahnhof,
Kreuzungsbahnhof). In den modernen Varianten häufig mit Zusatzfunktion: Einkaufsbahnhof, Erlebnisbahnhof.
Bannmeile: Bezirk um den Bundestag. Vor allem an Sitzungstagen sind hier Demonstrationen untersagt. Das Verbot geht zurück auf das sogenannte Blutbad vor dem Reichstag am 13. Januar 1920. Bei dem Versuch, den Reichstag zu stürmen, starben 42 Menschen.
Campen: Nein, mit Tourismus hat das nichts zu tun. Es geht um eine Protestform, die das erste Mal in Spanien auftrat. Dort kampierten junge Menschen im ganzen Land auf öffentlichen Plätzen. Sie demonstrieren für eine gerechtere Gesellschaft und mehr politische Teilhabe. Ihre Forderung: Democracia real ya! Echte Demokratie jetzt!
Carottmob: „Wir halten der Wirtschaft die Karotte hin“, wird Brad Burton, einer der Aktivisten der US-Bewegung, zitiert. Bei dieser Sonderform des Flashmob rufen die Initiatoren Unterstützer auf, über einen bestimmten Zeitraum in einem Geschäft einzukaufen. Mit dessen Besitzer hatten die Initiatoren zuvor eine Vereinbarung getroffen: Mit einem festgelegten Teil des Mehr-Gewinns muss er seinen Laden klimafreundlich sanieren.
Eventisierung: Meint das ständig steigende Bedürfnis der Menschen nach Großereignissen jeder Art. Der Sommer steht in vielen Städten mittlerweile im Zeichen des Spektakels. Eine Veranstaltung jagt die nächste. In der Soziologie erklärt man sich das Phänomen mit dem Zauberwort der „Individualisierung“: Klassische verbindliche Strukturen, wie Vereine oder Parteien, verlieren an Bedeutung. An ihre Stelle treten kurze unverbindliche Formen der Vergemeinschaftung: Vom Public-Viewing bis zum Open-Air-Rave und zur Facebook-Party, die eine zunehmend heterogene Bevölkerung zumindest kurzfristig zum Teil einer Gemeinschaft werden lässt.
Gentrifizierung: Bezeichnet eine Form der Veränderung von meist innerstädtischen Vierteln. Dabei ziehen zunächst sogenannte Pioniere, wie Künstler und Studenten, in preisgünstige Viertel und eröffnen Galerien und Kneipen. Hat das Viertel einen Szenecharakter entwickelt, folgen wohlhabende Mieter und Eigentümer nach und sanieren die dortigen Wohnungen. Durch diese Aufwertung steigen die Mieten, ärmere Bürger werden verdrängt.
Guerilla Gardening: Ursprünglich das heimliche Aussähen von Pflanzen auf öffentlichen Plätzen. Erste Formen des wilden Gärtnerns entwickelten sich 1970 in New York. Gestartet ist die Bewegung als Form des Protests. Hierfür wurden kleine Samenbomben angefertigt, die man an geeigneten Flächen unauffällig fallen lassen konnte.
Netz: Vor einigen Jahren tummelten sich im Internet noch jede Menge seltsame Gestalten mit komischen Namen in allen möglichen Netzwerken. Man redete von „Cyberspace“ und „virtuellen Realitäten.“ Heute redet man über Google, Facebook und ein paar andere, in deren Suchen und Netzwerken wir uns bewegen. Für die einen ist das eine neue weltweit vernetzte Öffentlichkeit. Für die anderen werden wir uns durch die Nutzung ihrer Dienste einfach zu Produkten. Denn der Verkauf unserer Daten an Werbekunden ist ihnen im Zweifel mehr wert, als einen neuen öffentlichen Raum zu schaffen.
Obdachlose: Bezeichnet Menschen ohne festen Wohnsitz, die – wenn sie nicht in Notunterkünften unterkommen können – im öffentlichen Raum leben. Das Forschungsprojekt „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ an der Universität Bielefeld hat eine zunehmende Diskriminierung von Obdachlosen in Deutschland festgestellt. Die Forscher vermuten, dass durch die Ökonomisierung der Gesellschaft Obdachlose zunehmend als „nutzlos“ empfunden werden. In halb-öffentlichen Räumen wie Einkaufszentren verbietet meist die Hausordnung das „Herumlungern und Betteln“.
Öffentlicher Raum: Bezeichnet all die Lebensräume, die sich nicht im Privatbesitz befinden. Er ist frei zugänglich und wird von der Gemeinde bewirtschaftet. Hierzu zählen Straßen, Wege, Plätze und Parks. Einkaufszentren sind nur scheinbar öffentliche Räume: Besucher müssen sich nach einer Hausordnung richten, die der Besitzer festlegt. Auch in Zoos, Schwimmbädern, Parks und Gärten gelten Vorschriften.
Öffi: Das Maskottchen des „Neunten Raumes“ und sein Social-Media-Beauftragter. Haarig, einäugig, großes Maul, mit wechselnden T-Shirts. War schon immer im öffentlichen Raum. Ärgster Feind: das Privatier.
Privatisierung: Leitet sich ab vom lateinischen Verb „privare“, was „abgesondert, beraubt, getrennt“ bedeutet. Bezeichnet die Überführung von öffentlichem Vermögen in Privateigentum. Umstritten ist vor allem die Privatisierung von Kommunalbetrieben, wie die Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe in den Neunziger Jahren. Die gegenläufige Bewegung zur Privatisierung ist die Kommunalisierung.
Schmidt, Eric: Ehemaliger Google-Chef, inzwischen im Verwaltungsrat. In Googles neuem Netzwerk Google+ müssen sich Nutzer mit ihrem Klarnamen anmelden. Auf einer Konferenz in Edinburgh sagte Schmidt, der Konzern habe das Netzwerk als „Identitätsdienst“ konzipiert. Oppositionelle oder Mitglieder von Minderheiten könnten das Netzwerk dann nicht im Schutz der Anonymität nutzen. Schmidt sagte
darauf, niemand sei dazu gezwungen, Google+ zu nutzen.
Urban Knitting: Form der Straßenkunst. Dabei umstricken Aktivisten und Aktivistinnen Laternenpfähle, Schilder und sonstige Gegenstände im öffentlichen Raum. Erfunden wurde diese Art der Strickerei 2005 in den USA. Im August umstrickte eine Guerilla in Frankfurt am Main die beiden Symbole der Börse, den Bullen und den Bären.