Ein Spaziergang durch den Westen Berlins ist wie ein kostenloser Bildungsurlaub. Zu entdecken gibt es Denkmäler, Skulpturen und Kunstwerke aus verschiedenen Epochen, in unterschiedlichen Stilen. In dieser Fotostrecke zeigen wir eine Auswahl aus Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg. Also, erst duchgeklickt und dann Jacke an und losmarschiert!
Von Juliane Ziegler
Auf den täglichen Wegen geht oder fährt man ständig an ihnen vorbei und nimmt sie doch kaum wahr: öffentlich finanzierte Mahnmale, Skulpturen, Denkmäler und Kunstwerke, unterschiedlicher Epochen und verschiedener Stile. Vorbeigehen, verweilen – das ist jedem selbst überlassen. Die Stadt ist ein Museum, ein Ausstellungsort für Geschichte, Kunst und Ideen, ein unaufdringliches Bildungsangebot.
- Blauer Obelisk, Theodor-Heuss-Platz, Berlin
Obeliske gibt es viele in großen Städten, Berlin hat einen blauen: Gegenüber vom RBB steht die 15-Meter-hohe Skulpur von Hella Santarossa. Gebaut 1995, besteht sie aus sieben Glaswürfeln. ...
- Blauer Obelisk, Theodor-Heuss-Platz, Berlin
Auf dem Glas erzählen handschriftliche Zeilen die Geschichte von Charlottenburg und Berlin. Ursprünglich sollte Wasser durch den Obelisk geleitet werden, doch man vermutete, dass er zu schnell verkalkt und nahm ihn deshalb nicht in Betrieb.
- Benno-Ohnesorg-Denkmal vor der Deutschen Oper, Berlin
Kreuzung Schillerstraße/Krumme Straße, 02. Juli 1967: Bei den Protesten gegen den Schah-Besuch wird der Student Benno Ohnesorg tödlich verletzt, als er einem Demonstranten helfen will – der Polizist Karl-Heinz Kurras hat Ohnesorg in den Hinterkopf geschossen. 1971 gestaltete Alfred Hrdlicka das Bronzerelief „Tod eines Studenten“, erst 1990 durfte es vor der deutschen Oper aufgestellt werden.
- Sieben Schwaben, Fehrbelliner Platz, Berlin
Schwaben in Berlin: Am Fehrbelliner Platz zeig die Figurengruppe seit 1978 den Weg zum Rathaus Wilmersdorf. Die „Sieben Schwaben“ ist ein alter literarischer Stoff, eine Volksgeschichte, die auch von den Grimmschen Brüdern in ihre Hausmärchen aufgenommen wurde. ...
- Die Sieben Schwaben, Fehrbelliner Platz, Berlin
Die Geschichte spottet über die Schwaben: Die tollpatschigen Sieben halten einen Hasen für einen gefährlichen Drachen. Warum ihnen in Berlin ein eigener Platz eingeräumt wurde, das bleibt offen.
- Treblinka-Mahnmal vor dem Amtsgericht Charlottenburg, Berlin
„Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Unrechtstaten“, steht auf der Gedenktafel. Im östlich von Warschau gelegenen Vernichtungslager Treblinka wurden über 750.000 Menschen ermordet. ...
- Treblinka-Mahnmal vor dem Amtsgericht Charlottenburg, Berlin
Berlin gedenkt ihrer mit dem abstrakten Bronze-Denkmal von Vadim Sidur. Es zeigt übereinander getürmte Menschen, seit 1979 steht es vor dem Amtsgericht Charlottenburg.
- Kopfspaziergang, Berlin Wilmersdorf
Sechs Granitplatten, aus denen verschiedene Gesichter ausgeschnitten sind – die Skulptur von Volker Dierkes steht seit 1989 zwischen der Berliner Straße und der Badensche Straße und lädt zu einem Spaziergang durch die Köpfe ein.
- Brunnen am Wittenbergplatz, Berlin
„Der Fenstergucker“ mustert das Treiben auf dem Wittenbergplatz und die Passanten, die in Richtung U-Bahn-Station eilen. Er ist eine der neun Gestalten des Brunnens auf dem Platz. Die Figuren des Bildhauers Waldemar Grzimek zeigen verschiedene Altersgruppen – der Brunnen heißt „Lebensalter“.
- Brunnen am Wittenbergplatz, Berlin
So gibt es neben diesen Jugendlichen zum Beispiel noch eine alte Frau, die durch das Wasser wie hinter einem Schleier wirkt Insgesamt hatte Grzimek noch drei weitere Figuren geplant, doch er starb 1984, bevor der Brunnen fertig gebaut war.
- Ewige Flamme, Theodor-Heuss-Platz, Berlin
Theodor Heuss hat sie 1955 entzündet: Die Ewige Flamme. Eigentlich war die Idee, die Schale bis zur Wiedervereinigung Deutschlands brennen zu lassen. Am 03. Oktober 1990 wurde sie deshalb auch planmäßig gelöscht. Doch kurze Zeit später hat man ihren Sinn kurzerhand umfunktioniert und die Schale wieder angezündet – sie soll nun an die Opfer von Flucht und Vertreibung erinnern.
- Karriereleiter, Bundesallee, Berlin
16 Meter hoch ist das Klettergerüst aus Beton - auf der Leiter werde Hoffnungslust und Angstneurose der Angestelltenkultur durchgeturnt, erklärt der Bildhauer Peter Lenk sein Werk. „Die Karriereleiter“ lehnt seit vier Jahren an der Investitionsbank IBB. ...
- Karriereleiter, Bundesallee, Berlin
Ein gleiches Exemplar gibt es bereits seit 1994 in Konstanz, wo sie jedoch auf einem Firmengelände nicht öffentlich zugänglich ist. Beim Personalrat der Bank sorgte die Satire für Aufregung. Der damalige IBB-Vorstandsvorsitzende blieb stur - er meint, dass der Betrachter sein Verhalten im Berufsleben reflektieren soll und zahlt für diesen Gedankenanstoss.
Fotos: Juliane Ziegler