Nichts gegen eine geregelte Vorstadtkindheit. Aber wo kann man hin, wenn das Kinderzimmer zu klein wird und vor lauter Vorgärten, Alleen und freundlichen Nachbarn kein Raum zum Atmen bleibt? In Eichwalde bietet der Bahnhof Asyl. Die Eichwalder S-Bahn-Bank: Anlaufstelle für Jugendliche von Zeuthen bis Königs Wusterhausen.
Von Nadia Pantel und Claudia Maier

Marc-Gordon, Maximilian, Louisa und Tony (v.l.n.r.) auf dem S-Bahnhof Eichwalde - Foto: Claudia Maier
Im beschaulichen Eichwalde kurz vor Königs Wusterhausen hält alle 20 Minuten die S 46. Raus aus dem Vorgarten, rein in die Stadt. Oder die Bahn vorbeifahren lassen und einfach in Eichwalde bleiben. Am S-Bahnhof steht eine Bank, wie gemacht zum ewig jung sein: egal wie groß man ist, mit den Füßen kommt man nicht auf den Boden. Wie ein großer Gruppenbarhocker. Maximilian, Marc-Gordon, Louisa und Tony kommen hier jeden Nachmittag nach der Schule her. Während sie dort sitzen, sich unterhalten und Witze reißen, kommen immer wieder neue Bekannte vorbei. Küsschen links, Küsschen rechts – „wir sind ein großer Freundeskreis“ sagt Louisa. Aber eigentlich, korrigiert Tony, gibt’s hier „nur Rentner“.
Cool abhängen am Bahnhof als Lebensinhalt? Nein. Eher gucken, was die anderen so machen. So richtig im real life. Und dann an andere Orte gehen. Und am Wochenende? Klar, sagt Maximilian, da fahren wir nach Berlin. Blöd nur, dass Louisa zugehört hat: „Hä? Was erzählst du denn? Wir sind doch immer hier.“
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