Wenn Schule und Hausaufgaben endlich erledigt sind, gibt es für David und Casper nur noch ein Tagesziel – den Pappelplatz in Berlin Mitte. Dort treffen sich die beiden Siebtklässler mit ihren Freunden zum Abhängen und Skateboard fahren. Am liebsten würden sie auf ihrem Lieblingsplatz gleich übernachten – wenn man sie nur ließe.
Von Antonia zu Knyphausen
Ausgerüstet mit tief hängenden Jeans, weitem T-Shirt und lässigen Turnschuhen nehmen die Jungs langsam an Fahrt auf. Ein Fuß steht auf dem Board, der andere auf dem Asphalt zum Anschub bereit. Ein,- zweimal kräftig abgestoßen und schon rollen David und Caspar auf ihren Brettern über den Platz, springen auf kleine Podeste oder rutschen über schmale Stahlrohrbänke. Ist ein Sprung geglückt, versichern sie sich mit einem flüchtigen Blick über die Schulter, ob es auch jemand gesehen hat. Und fällt doch mal einer hin, steht er ohne das Gesicht zu verziehen wieder auf. David und Casper haben mittlerweile Übung darin, schließlich sind die beiden seit ein paar Monaten echte Skater und allerbeste Freunde.
Mit 13 Jahren gehören die beiden Schüler zu den jüngeren Skatern auf dem Platz an der Invalidenstraße. Wenn sie nicht selbst gerade einen neuen Trick ausprobieren, dann beobachten sie die älteren Jungs, die schon seit Jahren auf dem Brett stehen und auf dem Platz ihre Runden drehen. Die Stadt hat in dem abgesperrten Straßenteil vor Jahren ein paar Podeste, Rampen und Stahlgeländer aufgebaut. Mittlerweile kommen täglich dutzende Jugendliche, um gemeinsam durch den Nachmittag zu gleiten. Nicht jeder von ihnen hat ein eigenes Skateboard dabei. Manche kommen auch nur so, zum gucken. Ab und an ist unter den Skatern auch mal ein Mädchen, meistens sind die Jungs aber unter sich. Geredet wird dementsprechend wenig, auch ernste Streitigkeiten haben David und Casper auf dem Platz noch nicht erlebt. Lautes Knallen, Klappern und Krachen ist somit fast das Einzige, was von den Jungs und ihren Brettern in die Nachbarschaft dringt. Doch auch hier gibt es Regeln, die es einzuhalten gilt: Ab acht Uhr abends ist Skateboard fahren verboten, sonst kommt die Polizei.
Für David und Casper ist schon vorher Schluss. Um sieben müssen die beiden nach Hause kommen. Ihr eigentliches Zuhause, da sind sich die beiden Freunde sicher, ist aber seit diesem Sommer der Pappelplatz. „Wenn ich dürfte, dann würde ich hier am liebsten sogar übernachten“ sagt David.